Der gelbe Wolf im Schafspelz – Das Zackenschötchen

by Dani

Den meisten Leuten ist sie optisch bekannt und viele halten sie tatsächlich für Raps. Zwischen dem, mit dem sie oft verwechselt wird und dem, was sie tatsächlich ist, besteht auch eine Verwandtschaft. Aber im Gegensatz zum Raps verliert die Orientalische Zackenschote immer mehr an Beliebtheit. Die Gründe sind vielfältig.

Vor wenigen Wochen hörte ich jemanden mitten in Mendig sagen, wie seltsam es doch wäre, dass sich der Raps nun bis in die Innenstadt ausbreitet. Er philosophierte darüber, wie der Raps wohl bis in die Stadt „getragen“ wird und warum plötzlich so viele Pflanzen davon um uns herum erscheinen. Da ich vor einiger Zeit schon Recherchen diesbezüglich betrieben habe, konnte ich dann Licht ins Dunkel bringen. Es handelt sich bei den fröhlich gelben Pflanzen tatsächlich nicht um Raps, sondern um die Orientalische Zackenschote – Bunias orientalis. Und scheinbar ist die immer weiter voranschreitende Verbreitung nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Menschen aus unserer Heimat aufgefallen, da ich kürzlich einen Bericht darüber auf dem Social-Media-Kanal einer lokalen Zeitung gesehen habe.

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Wie ein gelber Schleier legt sie sich lautlos auf unsere Heimat

Die Zackenschote sieht auf den ersten Blick aus wie Raps und ist auch tatsächlich mit ihm verwandt. Beide sind Kreuzblütler, blühen leuchtend gelb und haben ähnliche Blätter im Jugendstadium. Auch ihr gesamtes Erscheinungsbild ist für das ungeübte Auge ähnlich. Und sicherlich haben sich viele schon gefragt, wie es dazu kommt, dass sich der vermeintliche „Raps“ plötzlich so unkontrolliert ausbreitet, obwohl er früher doch eher kontrolliert auf den Feldern anzutreffen war.

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Der gelbe Wolf im Schafspelz – Die Zackenschote ist auf dem Vormarsch

Fakt ist, dass die Zackenschote bei Menschen, die sich bereits mit der Situation beschäftigt haben, eher unbeliebt ist. Sie ist eine sogenannte invasive Art, die sich in vielen Regionen unkontrolliert ausbreitet und dadurch viele heimische Pflanzen verdrängt. Wie der Name Orientalische Zackenschote schon vermuten lässt, kommt sie nicht von hier, sondern aus Südosteuropa und Westasien. Durch ihre starke Ausbreitung verändert sie ganze Landstriche, was für Flora und Fauna weitreichende Folgen haben kann. Der etwas niedlichere Name Orientalisches Zackenschötchen macht die Situation auch nicht weniger ernst, denn egal ob Schote oder Schötchen, wir stehen scheinbar vor einem Problem.

Naturverbände fordern mittlerweile sogar dazu auf, die Pflanze am besten noch vor der Blüte mitsamt der Wurzel zu entfernen. Da das Orientalische Zackenschötchen wenig Ansprüche an seinen Standort stellt und zudem jede von ihnen bis zu 5000 Samen produzieren kann, ist jede entfernte Pflanze ein Gewinn für die heimische Pflanzenwelt. Ich bin eher nicht der Fan davon, Pflanzen einfach so zu entfernen. Aber auch mir ist die rasante Verbreitung dieser Pflanze aufgefallen und auch der Platz rund um unser Haus hat sich verändert. Da, wo letztes Jahr noch viele verschiedene Pflanzen wie Mohnblumen und mein geliebter Rittersporn zu finden waren, findet sich jetzt überwiegend der gelbe Wolf im Schafspelz.

Den Unterschied erkennen zwischen Raps und Zackenschötchen

Auf den ersten Blick sieht man gar keinen so großen Unterschied, wenn man genauer hinschaut schon.

Orientalisches Zackenschötchen 22links Orientalisches Zackenschötchen – rechts Raps

Die Blätter der Zackenschote laufen spitz zusammen, Rapsblätter sind en ihrem Ende meistens oval.

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links Orientalisches Zackenschötchen – rechts Raps

Die Blüten sind etwas schwieriger zu unterscheiden, da sie sich tatsächlich sehr ähnlich sehen. Die Rapsblüten sind etwas größer und die einzelnen Blütenblätter hängen leicht herunter. Raps blüht im Frühjahr und somit eher als die Zackenschote, letztere blüht aber bis in den Spätsommer hinein.

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links Orientalisches Zackenschötchen – rechts Raps

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links Orientalisches Zackenschötchen – rechts Raps

Die Früchte der Pflanzen sehen ebenfalls unterschiedlich aus. Die der Orientalischen Zackenschote sind eher rundlich und Rapsfrüchte eher länglich, um es einfach auszudrücken. 

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Die gesamte Pflanze der Zackenschote wird mit ca. 1,5 m bis 2 Meter etwas höher als die Rapspflanze. Und wie bereits erwähnt hat sie eine deutlich längere Lebensdauer, denn aus einem Wurzelfragment der Zackenschote kann über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren immer wieder eine neue Pflanze entstehen. Raps ist zudem eine gezielt angebaute Pflanze, die beizeiten geerntet wird, während sich das Zackenschötchen unkontrolliert an Straßenrändern, Feldrändern, ja nahezu überall ausbreitet.

Der Stängel der Zackenschote verfügt über sogenannte Knötchen, die manchmal auch Warzen genannt werden. Sie fühlen sich beim Anfassen rau an. Der Rapstängel ist eher glatt und hat diese Gebilde nicht. 

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links Orientalisches Zackenschötchen – rechts Raps

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Stängel Zackenschötchen

Ein weiteres Merkmal der Zackenschote, welches auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, ist die tief reichende Pfahlwurzel. Sie kann durch kleine Wurzelfragmente neue Populationen bilden, was ihre Ausbreitung noch leichter macht. So ist sie nicht auf die Verbreitung durch Samen angewiesen, sondern es können durch bereits kleinste Pflanzenteile neue Exemplare entstehen. Das macht es natürlich schwieriger, ihre Verbreitung zu kontrollieren.

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Auf meinem Foto sieht man tatsächlich auch nur einen Teil der Wurzel, da mir der Rest beim Ausbuddeln abgerissen ist. Es ist sehr schwierig alle Teile der Wurzel auf einmal herausnehmen zu können.

Wo ist das Problem?

Auf den ersten Blick sieht die Orientalische Zackenschote ganz hübsch aus, mit ihren sonnengelben Blüten. Sie bringt aber mehr Nachteile als Vorteile mit sich. So verdrängt sie beispielsweise unsere heimischen Pflanzen und damit auch Lebensraum und Nahrungsquelle der Insekten, die auf unsere Pflanzen angewiesen sind. Da sie sich so rasant verbreitet, kann sie landwirtschaftlich sogar zu Einbußen führen, da man ihre Ausbreitung nur schwer eindämmen kann.

Was tun mit dem Zackenschötchen?

Es wird empfohlen, die Pflanzen zu entfernen. Das bloße Herausreißen alleine bringt leider nichts, da die Wurzel in der Erde verbleibt und dann einfach wieder eine oder mehrere neue Pflanzen bilden kann. Es sollte tatsächlich die gesamte Wurzel ausgegraben werden. Und die Pflanze sollte dann auch nicht einfach liegen gelassen, sondern entsorgt werden, da sie ansonsten wieder zur Neubildung weiterer Zackenschoten beitragen kann.

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Orientalisches Zackenschötchen

Ich habe einige kritische Stimmen im Internet gesehen, die behaupten, dass in den letzten Jahren einfach zu wenig gegen die Ausbreitung dieses Neophyten getan wurde und jetzt „die Hütte brennt“. Ich für meinen Teil werde die Zackenschötchen auf unserem Gelände in den nächsten Tagen entfernen, damit hier auch wieder meine übliche Pflanzenvielfalt eine Chance hat. Sie trägt übrigens auch den Namen „Türkische Rauke“ und Teile der Pflanze sind tatsächlich essbar. Vielleicht gebe ich den jungen Blättern mal eine Chance, die sollen etwas scharf schmecken

Hier nochmal die markantesten Merkmale des orientalischen Zackenschötchens zusammengefasst: 

  • Stängel ist rau, verfügt über Knötchen bzw. Warzen
  • Hat eher spitz zusammen laufende Blätter
  • Tiefe Pfahlwurzel 
  • Eher rundliche Früchte
  • Kleine Blüten
  • Findet sich nahezu überall z.B. an Wegesrändern, Wiesen, …

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Schriftzug Dani

 

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