Es klingt schon fast zu schön, um wahr zu sein: „Verbessere dein Leben, erhelle den Weg für andere“ heißt es vielversprechend auf der Startseite des Bildungsanbieters Certified Excellence. Ich habe einen Kurs getestet und sage euch, ob es sich wirklich „Bildung“ nennen kann oder ob es nur Zeit- und Geldverschwendung ist.
Die Palette an kurzweiligen Bildungsangeboten im Internet ist schier unendlich. Ständig liest man Worte wie „Coach“, „Therapeut“, „finanzielle Freiheit“, „eigener Chef“ und viele weitere Versprechen, die schnell geschrieben, aber selten wirklich durchdacht sind. Dabei gibt es ein paar Anbieter, die regelmäßig große Werbekampagnen zum Beispiel auf Facebook schalten und dort auf den ersten Blick viele interessante Kurse anbieten.
So sind auf meinem Facebookprofil in der letzten Zeit Kurse wie „Jungian Coach“, „Schamanismus im alten Ägypten“ und „Integrativer Gesundheitscoach“ erschienen, die mich auch echt neugierig, aber auch skeptisch gemacht haben. Denn lernintensive Themen wie beispielsweise die Welt von C. G. Jung sind bereits auf den ersten Blick zu komplex, um sie in einem 50 € Online-Kurs vernünftig zu unterrichten. Einen kleinen Einblick in seine Arbeit zu bekommen, ist ja keine schlechte Sache. Das Ganze aber bereits im Titel der Ausbildung schon „Coach“ zu nennen, finde ich bereits auf den ersten Blick mehr als grenzwertig.
Es ist „Trauercoach bei Haustierverlust“ geworden
Da das Thema zu mir passt, habe ich mich dann für meinen Test für die „Ausbildung“ zum Trauercoach bei Haustierverlust entschieden. Ich weiß, dass Coach kein geschützter Begriff ist und dass es da keine Mindestanforderungen an die Ausbildung gibt, zumindest in Deutschland. Aber das Thema Trauerbegleitung in einen Kurs dieser Art zu packen, hat mich dann neugierig gemacht.
Bezahlen kann man unkompliziert und schnell per PayPal und bekommt direkt danach Zugang zum Kurs. Man legt sich ein Benutzerkonto an und kann direkt loslegen. Oft genug wird mit Rabatten geworben, um den „ursprünglichen Kurspreis“ von knapp 200 € möglichst günstig erscheinen zu lassen.
Die Kursmaterialien
Die Möglichkeiten, einen Onlinekurs zu gestalten, sind vielfältig und die Lernenden können auf unterschiedlichste Weise in den Prozess mit eingebunden werden. In dem von mir absolvierten Kurs von Certified Excellence gab es nur zwei Möglichkeiten, das zu Lernende durchzugehen: lesen oder anhören. Es gibt zu jeder Lektion einen Text. Den kann man sich am Ende des Textes durch eine KI-Stimme vorlesen lassen. Ich weiß nicht, was mich mehr genervt hat: verhältnismäßig lang nur lesen oder diese roboterhafte Stimme, die den Text vorlesen kann. Man kann sich die Lektionen inklusive des KI-generierten Bildes, welches am Anfang einer jeden Lektion zu sehen ist, downloaden. Die KI-generierten Bilder unterstreichen das „Billig-Niveau“ des Kurses ungemein, denn man sieht auf den ersten Blick, dass es teilweise lieblos gemachte Bilder von künstlicher Intelligenz sind. Ich für meinen Teil hätte da lieber Fotos von beispielsweise Hunden genommen, die man frei verwenden darf, als generierte Bilder.
Der Inhalt des Kurses
Der von mir absolvierte Kurs heiß „Trauercoach bei Haustierverlust“. Er soll also primär nicht dazu dienen, den eigenen Haustierverlust zu verkraften, sondern ein Coach für andere Menschen zu werden, um ihnen mit Rat und Tat in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen. Um das Zeug dafür in einem Onlinekurs zu lehren, müsste es meiner Meinung nach schon ein sehr guter Onlinekurs sein. Und davon kann hier absolut keine Rede sein.
Das Kursmaterial ist teilweise grottenschlecht übersetzt. Bei der Firma Certified Excellence handelt es sich um einen Anbieter (FOCUS Testing LTD), der seine Kurse in mehreren Ländern und auch in mehreren Sprachen anbietet. Das muss an sich nicht schlecht sein. Wenn aber die Kursmaterialien so schlecht übersetzt sind, dass der Zusammenhang im Satz nicht klar wird, ist das schon kein Qualitätsmerkmal.
Am Anfang machte das Ganze einen nicht einmal schlechten Eindruck, aber bereits nach wenigen Lektionen fällt auf, dass sich alles kontinuierlich wiederholt. Es wurden ein paar Tipps ausgearbeitet, die der trauernden Person auf den Weg mitgegeben werden können. Diese werden aber ständig wiederholt, um einfach Inhalt zu generieren. Liest sich ja auch gut, 80 Lektionen! Wenn man Wiederholungen herausstreichen würde, käme man meiner Meinung nach höchstens auf ein Drittel des Inhalts. Das nervt beim Durchlesen oder Anhören der KI-Stimme nach einer Zeit gewaltig.
Die Verantwortung liegt in jeder Person selbst
Wie schon erwähnt, ist „Coach“ in Deutschland kein geschützter Begriff. Der Begriff „Therapeut/in“ ist aber in Deutschland sehr wohl geschützt. Er wird aber in diesem Kurs auch verwendet, worüber ich mich sehr geärgert habe. Leute wie ich müssen mehrere Jahre lernen und schwitzen, um sich am Ende Therapeut/in nennen zu dürfen. Für diesen Fall und weiteres gibt es eine lange Haftungsausschlussklausel, in der der Bildungsanbieter jegliche Verantwortung von sich weist.
Es ist immer wieder von „Ausbildungen“ die Rede, was ich für mich so nicht unterschreiben kann. Für mich ist es eine Art „Infokurs“. Man lernt, wie die Arbeit eines Trauercoaches aussehen könnte, aber mit dem Wissen aus dem Kurs kann man meiner Meinung nach niemals selbst als Trauercoach arbeiten. Man bekommt zum Beispiel den Tipp, dem Menschen, der seine Katze verloren hat, doch vorzuschlagen, er oder sie solle die „Asche der Katze in den Fluss streuen, in dem die Katze so gerne schwamm“. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Katze besessen und auch absolut keine Ahnung von Katzen. Aber ich glaube, mal gehört zu haben, dass Katzen gar nicht so gerne in Flüssen schwimmen ^^ Auch ist die Rede vom „Lieblingskrokantrezept der Katze“, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Krokant auf der Speisekarte von Katzen stehen sollte. Im ganzen Kurs waren solche Schmankerl zu finden, die mich zum Lachen gebracht, aber absolut nicht den Eindruck in mir erweckt haben, diese „Ausbildung“ ernst nehmen zu können.
Nicht einmal der Name der Ausbildung ist konsistent. Mal heißt es, dass man in diesem Moment eine Ausbildung zum Trauerbegleiter macht, mal zum Grief Coach. Ein anderes Mal wird man gerade Schicksalscoach. Vielleicht ist man am Ende auch alles auf einmal, bei einer so hochwertigen Ausbildung (Ironie off).
Gute Bewertung, wenig Inhalt
Ich kann mir die guten Bewertungen nur so erklären, dass die Leute, die sie schreiben, vielleicht gar nicht so einen hohen Anspruch haben, was die „Ausbildung“ angeht. Ich komme aus der Gesundheitsbranche und musste hart für meinen Titel „Therapeutin“ kämpfen, und unter einem Coach verstehe ich scheinbar etwas anderes als die Macher von Certified Excellence. Es ist ja an sich eine gute Unterhaltung, so einen Kurs zu machen, und man lernt ja auch etwas dabei, keine Frage. Jedoch finde ich es zum Beispiel in diesem Kurs falsch, den Teilnehmern zu suggerieren, sie könnten mit ihrem neu gewonnenen Wissen Menschen helfen oder sogar Geld damit verdienen. Dafür ist die Ausbildung meiner Meinung nach bei weitem nicht professionell genug. Auch weiß man ja nie, ob alle Bewertungen überhaupt echt und nicht ein paar davon vielleicht gekauft sind.
Lange Rede, kurzer Sinn
Ich finde den Kurs nicht komplett sinnlos. Aber ich bin der Meinung, es wird mehr versprochen, als gehalten wird. Und ich bin mir sicher, dass die anderen Kurse genauso oder ähnlich sind. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die Texte einmal mit einer KI generiert wurden und dann einfach in etliche Sprachen (schlecht) übersetzt wurden. Um sich mal grob mit einem Thema zu befassen, ist diese Art des Lernens nicht schlecht, jedoch würde ich nicht behaupten, dass man sich danach „Coach“ schimpfen kann, egal in welchem Land.
Der Kurs, den ich gemacht habe, war ein netter Zeitvertreib, aber er ist meiner Meinung nach nicht als „Ausbildung“ ernst zu nehmen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er für Menschen, die ein eigenes Haustier verloren haben, hilfreich sein kann. Ein paar gute Tipps sind ja doch im Kurs zu finden. Man muss sich einfach im Klaren darüber sein, dass man für 50-70 € nicht viel verlangen kann, und darf sich nicht von den Versprechen wie „Werden Sie jetzt ein XY- Coach“ beeindrucken lassen.
Ich habe auch einen zweiten Kurs gebucht, um mir diesen anzusehen, und er war genauso aufgebaut, wie der von mir komplett durch gearbeitete Kurs. Da ich ihn nicht komplett durchgearbeitet, sondern mich nur kurz durchgeklickt habe, konnte ich zum Glück mein Geld wieder verlangen, was ich auch schnell zurückbekommen hatte.
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Ich bin Daniela, Ergotherapeutin und Kräuterpädagogin. Viel Spaß auf Heimathaben!