Es gibt sie noch, diese besonderen Orte. Diese Orte, die einen ganz besonderen Zauber in sich tragen. Wo man einfach gerne ist, einfach nur um da zu sein. So ein Ort ist für mich das Naturschutzgebiet Thürer Wiesen. Und dieses kleine Paradies ist durch einen schrecklichen Ölunfall nun in Gefahr.
Das Naturschutzgebiet Thürer Wiesen ist ein Ort voller Zauber und Magie. Eine riesengroße Vielfalt an Flora und Fauna lädt groß und klein zum Verweilen ein. Ein Paradies zum Gedanken-schweifen-lassen direkt vor der Haustür. Wo sich Eisvogel und Karpatischer Wasserbüffel gute Nacht sagen und die Zeit beim Durchschreiten für einen Moment stillzustehen scheint.
Dramatisches Ereignis verändert binnen Sekunden alles
Am Freitag, dem 21.02.25 geschah dann das Unfassbare. Auf der B262 verlor der Fahrer eines Tanklastzuges aus bislang nicht veröffentlichter Ursache die Kontrolle über das mit Heizöl beladene Fahrzeug und überschlug sich. Zu allem Übel kam der Tanklastzug genau über einem Gullydeckel zu liegen, was zur Folge hatte, dass tausende Liter des Heizöls ungehindert in den Kanal fließen konnten. Ein Großteil konnte umgehend aus dem naheliegenden Regenrückhaltebecken abgesaugt werden, jedoch konnten auch tausende Liter unaufhaltsam ihren Weg in das beliebte Naturschutzgebiet nehmen. Eine Katastrophe, dessen Ausmaß noch nicht klar zu sein scheint.
Meine 3 Stunden der Hilflosigkeit in den Thürer Wiesen
Auf die genauen Daten und die Gegebenheiten, wann und wie es zu dem Unfall kam, möchte ich hier nicht näher eingehen. Dazu findet ihr jede Menge im Netz, zum Beispiel in diesem Video oder diesem Bericht des SWR.
Am Donnerstag habe ich dann erfahren, dass helfende Hände für das Gebiet gesucht werden. Aufgerufen hatte die Wildvogelstation Kirchwald, die bereits seit Tagen ehrenamtlich vor Ort ist, um mit Öl kontaminierte Vögel zu retten und leider auch bereits verstorbene Vögel zu bergen. Ich machte mich also gegen Mittag auf den Weg, mit der Hoffnung, irgendwie helfen zu können.
Vor Ort wurde mir dann eine Anglerhose und ein Käscher gegeben. Außerdem wurde mir kurz erklärt, was ich tun könne. Einfach nur retten, was es zu retten gibt. In knapp 3 Stunden, ich anwesend war, konnte ich mit anderen Helfern zusammen zwei mit Heizöl kontaminierte Enten sichern. Diese waren bereits so schwach, dass sie gar nicht mehr wegfliegen konnten.
Ich war geschockt davon, dass in den Bereichen rund um den betroffenen Bach, überall Heizöl zu sehen war. Da der Unfall zu dem Zeitpunkt schon fast eine Woche her war, dachte ich, dass es dem THW irgendwie möglich gewesen wäre, das Heizöl auf der Wasseroberfläche in den Bereichen rund um den See abzusaugen, abzuschöpfen oder Ähnliches. Die Wildvogelstation war mit uns Helfern tatkräftig im Einsatz, aber bis auf die Leute vom THW war niemand dort. Ich hatte ja gedacht, dass irgendwelche „Experten“ vor Ort wären, die auch die Bereiche rund um den Bach reinigen können.
Ich hatte mich noch nie ernsthaft damit befasst, was passiert, wenn ein Ölunfall in diesem Ausmaß in einem Naturschutzgebiet passiert. Aber generell dachte ich, dass „mehr“ passiert. Da ich wirklich um die Ecke wohne, bin ich jeden Tag an der betroffenen Stelle vorbeigefahren. Und es war nie wirklich „viel“ zu sehen. Ich dachte, dass es eine Art Katastrophenprotokoll gibt, was in so einem Fall passiert, wer wann wo ist. Und ich dachte, dass es extra „Experten“ gibt, die mit speziellen Gerätschaften das kontaminierte Gebiet umgehend „reinigen“. Ich habe bis jetzt selbst nichts davon gesehen, noch haben mir andere, die vor Ort waren, etwas davon erzählen können.
Die Helden brauchen Hilfe!
Die noch lebenden Vögel wurden und werden immer noch zur Wildvogelstation Kirchwald gebracht. Sie wurden und werden ausschließlich von Ehrenamtlichen eingefangen und dann von der WPS professionell versorgt. Dafür ist die Station auf Hilfe angewiesen, denn die aufwendige Versorgung der gefiederten Patienten ist mit enormen Kosten verbunden.
Wer mit einer Spende helfen möchte, kann dies mit der Paypal E-Mail-Adresse Info@wpskirchwald.de oder unter der IBAN DE66 5776 1591 0014 5234 00 tun. Verwendungszweck: Thürer Wiesen Hilfe
Im Gespräch ist jetzt auch ein Durchfahrtsverbot für LKW mit Gefahrengut. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Ich würde mich freuen, wenn ihr die Wildvogel-Pflegestation mit einer Spende unterstützen würdet 🙂 Man kann auch dauerhaft Mitglied werden, da sie sich nicht „nur“ um die Vögel aus den Thürer Wiesen kümmern, sondern um gefiederte Patienten (und Igel!) aus einem großen Einzugsgebiet.
Eine Ente und viele Erkenntnisse
Am heutigen Samstag war ich dann noch einmal vor Ort. Als Fahrerin für gerettete Vögel. Und ich habe auch tatsächlich einen Vogel zur Wildvogelstation fahren können. Eine Ente! Eine weibliche Ente, wenn mich mein recht spärliches Vogelwissen nicht täuscht. Als ich zurück in die Thürer Wiesen kam, habe ich auch noch etwas von einem Nutria gehört, welches gerettet werden konnte.
Heute waren sehr viele Helfer vor Ort. Ebenso zwei des THW. Da habe ich die Chance ergriffen und mal gefragt, warum „so wenig“ gemacht wurde. Scheinbar wurde in der vergangenen Woche mehr gemacht, als so manch eine/r gesehen hat und es wird auch noch mehr gemacht werden. Es war die Rede von speziellem Material, was nicht lieferbar war und erst bestellt werden musste und vielem mehr. Es war auf jeden Fall ein sehr informatives Gespräch. Neue Ölsperren kamen auch noch hinzu, um das Öl daran zu hindern, weiter den Bach hinunterzufließen.
Und für nächste Woche ist wohl richtig viel auf dem Plan. So wird beispielsweise das Schilf abgemäht, um das Gebiet für die Vögel unattraktiv zu machen und somit zu vermeiden, dass sie in das kontaminierte Gebiet kommen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir mit vereinten Kräften möglichst viel tun können, damit sich dieses einzigartige Fleckchen Natur bald wieder erholen kann und genauso faszinierend werden kann, wie es noch vor wenigen Tagen war.
Danke für eure Hilfe!
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Ich bin Dani, Ergotherapeutin und Kräuterpädagogin. Viel Spaß auf Heimathaben!