Die Tradition der Passionsspiele in Rieden geht bis auf das Jahr 1923 zurück. Über 100 Jahre später haben wir nun wieder die Gelegenheit während der mitreißenden Passionsspiele die Geschichte Jesu Christi hautnah mitzuerleben.
Zuerst einmal verbindet mich mit der St. Hubertus Kirche in Rieden ein Ereignis, welches tatsächlich schon einige Jahre zurückliegt, meine Kommunion. Obwohl ich schon lange nicht mehr das Innere dieses beeindruckenden Gebäudes besucht habe, habe ich sie in guter Erinnerung. Umso spannender war es für mich, nach einer langen Zeit wieder dorthin zurückzukehren. Und das nicht für einen einfachen Besuch, sondern für das Event, welches regelmäßig tausende Besucher aus nah und fern in seinen Bann zieht – die Passionsspiele in Rieden.
Vor Ort angekommen, waren wir direkt positiv über die gute Organisation überrascht. Denn obwohl vor der Kirche bereits zwei Reisebusse standen und die mit Vorfreude in ihren Gesichtern aussteigenden Gäste ihren Weg zum Eingang nahmen, machte man es den ankommenden Autos möglich, ihren Weg zum Kirmesplatz zu finden, wo wir in einen kostenlosen Parkplatz eingewiesen wurden. Nach einem kurzen Schwätzchen mit den dort anwesenden Helfern fanden wir uns dann im Vorzelt der Kirche wieder.
Alleine das Vorzelt machte den Besucher schon neugierig auf das anstehende Event. Die Mitwirkenden der Passionsspiele trugen nahezu alle etwas in Lila an sich, die Farbe dieses besonderen Ereignisses 2025. Das hat mir optisch sehr gut gefallen und verströmte für mich außerdem eine gewisse Professionalität. Zudem gab es Snacks und Getränke, was sowohl das Ankommen als auch die Pausen schöner macht.
Im Inneren der Kirche angekommen, traute ich meinen Augen kaum. Ich dachte ja, wir würden auf den Kirchenbänken Platz nehmen und der ein oder andere, der hinten sitzt, hat Schwierigkeiten etwas von der Bühne zu sehen. Weit gefehlt! Das Innere der Kirche war kaum wiederzuerkennen, denn die Kirchenbänke wurden durch Stühle ersetzt, die nach hinten gehend in der Höhe aufsteigen, sodass auch die hinterste Reihe dem Geschehen folgen konnte. Nachdem wir also Platz genommen hatten, blickten wir gespannt nach vorne, wann sich der Vorhang, natürlich auch in Lila, nun endlich öffnen und uns den Blick in die ersten Minuten der Passionsspiele offenbaren würde.
Nach einer kurzen Einführung durch den Spielleiter ging es dann los. Große Augen machte ich bereits in der ersten Szene, denn die Kostüme beeindruckten mich mit ihrer Liebe zum Detail und den tollen Stoffen und Farben.
Ebenfalls beeindruckend war bereits zu Beginn das Bühnenbild. Ich habe keine Ahnung, wie genau die Mitwirkenden diese beeindruckenden Kulissen gefertigt haben und zudem in der Lage waren, diese innerhalb weniger Augenblicke der jeweiligen Szene anzupassen, aber es verdient meinen tiefsten Respekt. Ebenso die vielen anderen, vielleicht für manchen Besucher eher Kleinigkeiten, die mich mehr als ein mal während des Stückes haben schmunzeln lassen.
Am bemerkenswertesten waren für mich aber die Schauspieler. Es heißt zwar offiziell „Laienspielgruppe“, bei so manch einem steckte meiner Meinung nach aber mehr drin als nur ein Laie. Jeder der Darsteller hatte seinen Platz in der Geschichte und es gab keinen Moment, der nicht gepasst hat. Mir auszumalen, welche Vorbereitung das für jeden Einzelnen bedeutet haben muss, erfüllt mich mit Respekt. Manchmal waren die Texte so lang und (meiner Meinung nach) so komplex, dass ich mir sicher war, dass da schon die ein oder andere Stunde für das Auswendiglernen nötig gewesen sein muss.
Und nicht nur was die Texte und das schauspielerische Können anbelangt, war ich mehr als beeindruckt. Auch körperlich ist zum Beispiel der Darsteller des Jesus nicht verschont geblieben. Das Kreuz, welches er zu tragen hatte, war tatsächlich aus Holz. Und auch, wenn er anschließend nicht am Kreuz gehangen hat, so musste er auf einem kleinen Podest am Kreuz eine gefühlte Ewigkeit auf einem Fuß ausharren. Mir taten schon beim Zusehen die Waden weh 😉
Bereits im ersten Teil der Passionsspiele wurden wir zudem musikalisch überrascht. Plötzlich hatte es den Anschein, als würde ein Chor singen. Meine Mutter war ja der Meinung, es käme vom Band, da sich sicherlich kein Chor hinter der Bühne verstecken würde. Wie sich in der Pause durch die freundliche Auskunft eines Helfers aber herausstellte, hatte ich die Wette gewonnen, denn es war tatsächlich ein Chor in der Kapelle, die sich hinter der Bühne befand. Wir waren während des ganzen Stückes immer mal wieder in der glücklichen Situation dem Chor zu lauschen, was mich sehr glücklich gemacht hat.
Bevor wir unsere Anreise angetreten hatten, dachten wir, dass 3,5 Stunden ziemlich lang sind und hofften, dass es nicht langweilig werden würde. Am Ende war es genau das Gegenteil. Die 3,5 Stunden wurden durch 2 Pausen von je 20 Minuten unterbrochen, in denen man zu den bereit gestellten Toiletten gehen oder sich etwas zu essen oder trinken holen konnte. Oder einfach nur frische Luft schnappen, denn der Bereich vor der Kirche wurde extra für das Event abgesperrt.
Das Finale wurde durch eine nahezu nie endende Reaktion des Publikums abgerundet, die aus Klatschen und Standing Ovations bestand. Minutenlang war das Publikum ganz aus dem Häuschen und beim Herausgehen hörten wir nur absolut begeisterte Stimmen. Ich hatte noch die Gelegenheit einem der Darsteller meinen Respekt auszusprechen und er antwortete bescheiden, dass das der beste Lohn sei, wenn es dem Publikum gefällt.
Vom Kirmesplatz aus wurden wir nach dem Event durch die Mitwirkenden noch komplett aus dem Dorf geleitet. Selbst daran hatten die Verantwortlichen gedacht. Alle waren sehr freundlich und zuvorkommend und man hat sich wirklich als geschätzten Gast im kleinen Eifeldorf Rieden gefühlt.
Abschließend möchte ich den Mitwirkenden und dem Dorf Rieden meinen tiefsten Respekt für diese gelungene Veranstaltung aussprechen. Vom Betreten des Vorzeltes bis hin zum Verlassen des Dorfes hat alles absolut gestimmt. Die Passionsspiele an sich waren ein wundervolles Erlebnis, welches man auch genießen kann, wenn man nicht der frommste Christ ist. Ich selbst habe mit der Kirche nicht viel zu tun, und kann aber mit absoluter Ehrlichkeit behaupten, dass mich das Dargebotene absolut in seinen Bann gezogen hat. Diese aufwendige Produktion verdient wirklich ein riesiges Lob. Es war außerdem schön zu sehen, was ein recht kleines Dorf wie Rieden auf die Beine stellen kann und wie viele Menschen an einem großen Ganzen zusammen arbeiten, um Besuchern aus nah und fern eine Freude zu bereiten. Das sieht man nicht mehr in vielen Dörfern.
Die Passionsspiele 2025 finden noch bis zum 20.04.2025 statt. HIER findet ihr weitere Informationen darüber. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall und wir denken sogar darüber nach, noch einmal hinzugehen. Der Preis von 29 € pro Ticket ist meiner Meinung nach mehr als fair und schenkt knapp 3 Stunden reine Begeisterung. Vorbestellte Karten können nicht storniert werden. Wenn sich jemand findet, der die Karte(n) haben möchte, können sie weitergegeben werden, und man muss sie nicht zahlen. Ansonsten muss man sie trotz nicht Erscheinen zahlen.
Viel Spaß dabei und liebe Grüße